Wirtschaft: Man muss mit allem Rechnen
Nach dem Platzen der Technologieblase 2001 und der Finanzkrise 2008 ist die #covid19-Krise bislang die dritte große Wirtschaftskrise im 21. Jahrhundert. Viele Firmen, vor allem Einzelunternehmer, bangen um ihr Dasein, weil ihnen der Umsatz weggebrochen ist. Aber auch Angestellte und Arbeiter, die ihren Job verloren haben oder in Kurzarbeit geschickt wurden, haben Zukunftsängste. Heute fragt sich Alexander, unser Geschäftsführer für Finanzdienstleistungen, ob Menschlichkeit die unterschätze Größe in der Wirtschaft ist...
Gleich zu Beginn will ich etwas anbringen: An keinem anderen Ort möchte ich aktuell lieber sein als hier in Österreich. Ich denke, von Seiten der Regierung wurde auf die Pandemie gut reagiert und vor allem wurden die Maßnahmen vernünftig kommuniziert. Die Gesundheit von uns allen stand, oder besser gesagt steht, an erster Stelle. Unmittelbar wurden auch umfassende Unterstützungspakete geschnürt, die Unternehmen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer auffangen werden.
Das neue Miteinander
Im Gegensatz zu den bisherigen Krisen geht diese nicht von einer Branche oder menschlichem (wirtschaftlichen) Fehlverhalten aus, sondern von einem Virus. So gesehen haben wir einen gemeinsamen „Feind“ – und siehe da, plötzlich herrscht zwar einerseits Stillstand in der Wirtschaft, aber andererseits auch ein Miteinander im Kampf gegen das Virus. Die Natur kommt zur Ruhe und mit einem Schlag scheint es sogar denkbar, den Klimawandel gemeinsam in den Griff bekommen zu können. Durch Homeoffice, Kurzarbeit und einem quasi-lahmgelegten Flugverkehr samt Tourismus bleiben wir zuhause und merken: das hat auch seine guten Seiten: So beginnen (wieder) viele Menschen zu kochen oder nutzen Neue Medien um mit ihren Liebsten virtuell Kontakt zu halten.
Wirtschaft wird weltweit gestützt
Aber zurück zur Wirtschaft: So schnell wurde meines Wissens bisher in keiner Krise reagiert. Positiver Nebeneffekt: Wurde bisher ein Rettungspaket für Banken geschnürt, kommt es diesmal näher an uns heran, nämlich direkt an die Unternehmen und Arbeitsplätze. Gleichzeitig wird die Wirtschaft gestützt. Neben dem Anleihen Rückkaufprogramm der Europäische Zentralbank (EZB), derzeit im Ausmaß von 2,6 Billionen Euro, hat Christine Lagarde, die Präsidentin der EZB, ein Unterstützungspaket im Ausmaß von 750 Mrd. Euro angekündigt. „Koste es, was es wolle“, ist der O-Ton in der Politik. Und das nicht nur in Österreich, sondern weltweit, um die Wirtschaft aufrecht zu erhalten.
Freilich werden auch Kritiker auf den Plan gerufen, dass es immer noch zu wenig sei, zu spät reagiert wird, die Wirtschaft an die Wand gefahren wird und vieles mehr. Was aber meines Erachtens nicht beachtet wird, ist die „Menschlichkeit“, die diesmal alles anders werden lassen könnte…
Menschlichkeit – die unterschätzte Größe in der Wirtschaft?
Es ist schon eine interessante Stimmung. Globalität hat unvermittelt eine andere Bedeutung gewonnen. Menschlichkeit ist wieder gefragt. Es herrschen nicht mehr so sehr Wettkampf und Rivalität vor, sondern es keimt ein neuartiges Miteinander: Länder unterstützen sich gegenseitig, so gut es geht. Nur verbissene Machthaber versuchen noch verzweifelt, am Alten festzuhalten – stoßen damit aber aktuell an ihre Grenzen. (Mein Buchtipp dazu: Prinzip Menschlichkeit: Warum wir von Natur aus kooperieren von Joachim Bauer, ISBN: 9783455500172. Bitte im lokalen Buchladen bestellen ;-))
Genau dieser Faktor „Menschlichkeit“ könnte eine Veränderung bewirken. Was bisher unmöglich schien, ist jetzt denkbar. Und was noch wichtiger ist, machbar, weil die Alternativen fehlen: Die Meeting-Kultur ändert sich und gestresste Angestellte verbringen wieder mehr Zeit mit ihren Familien. Workaholics werden zur Auszeit gezwungen und neue Lösungen bereichern unseren Alltag. Virtuelle Stammtische werden gegründet, Kabarettisten stellen ihre Programme online und Künstler geben Konzerte in ihrem Wohnzimmer. Sogar neue Geschäftsmodelle entstehen. Die Krise als Chance, wie wir schon in einem früheren Artikel beschrieben haben.
Neue Arbeitsweisen werden Platz finden, Regionalität bekommt eine neue Bedeutung – wir von Sallaberger & Partner unterstützen übrigens den Marktplatz für das Inn&Hausruckviertel www.unsermarktplatz.at/ und auch Nachhaltigkeit wird an Bedeutung gewinnen, weil wir auf uns und unsere Mitmenschen achten werden. In einem unsere nächsten Blogbeiträge werden wir uns deshalb auch dem Thema „Nachhaltiges Investieren“ genauer widmen.
Die Weltwirtschaft, wie sie einmal war, wird dann vielleicht wirklich an die Wand fahren, wenn sie sich nicht anpasst. Eine neue, menschliche Wirtschaftskultur wird aber zunehmend an Bedeutung gewinnen. Zumindest hoffe ich das.
Was uns die Zukunft bringen wird? Man muss mit allem rechnen. Auch mit dem Guten!